Entwicklung der Bergrettung Bludenz
Die Veränderung seit der Gründung einer Hilfsmannschaft bis zur professionellen Rettungsorganisation.
Einen herzlichen Dank an dieser Stelle Tobias Linzmeier, der durch seine Vorwissenschaftliche Arbeit einen Einblick in die Geschichte unserer Ortsstelle gibt.
1946 – Gründung ÖBRD OS Bludenz
Hugo Bürkle
Peter Nußbaumer
Norbert Sähly
Der erbarmungslose, grausame Krieg (1939 – 1945) geht zu Ende. In Vorarlberg regiert die französische Besatzungsmacht. Von ihr wird jegliche Vereinstätigkeit verboten, so auch die Rettungsstellen des österreichischen Alpenvereins. Unter dieser Voraussetzung unternahmen im Frühsommer des Jahres 1946 drei junge Burschen aus Bürs eine Tour auf die Schesaplana. Ausgerüstet mit Nagelschuhen und einem ca. 20 Meter langen Heuseil marschierten sie von Bürs über den Lünersee auf die Schesaplana. Der Abstieg erfolgte noch am selben Tag über den Leiberweg. Dieser war wegen der frühen Jahreszeit noch stark mit Schnee bedeckt und teilweise vereist. Auch die Markierung war sehr schlecht. Ein Kamerad stürzte ins Seil, blieb aber zum Glück unverletzt, sodaß er von den Kameraden geborgen werden konnte. Noch während des weiteren Abstieges stellten sich diese drei die Frage, was wäre geschehen, wenn ein Kamerad ernsthaft verunglückt wäre? Wer hätte ihnen geholfen, an wen hätten sie sich wenden können?
Die drei Burschen waren Hugo Bürkle, Peter Nußbaumer und Norbert Sähly. Die Antwort auf diese Fragen konnten sie sich selbst geben. Da jede Vereinstätigkeit verboten war, gab es offiziell niemanden, der den in Bergnot geratenen Bergsteigern half. Auf Vorschlag von Hugo Bürkle beschlossen sie daher, eine Hilfsmannschaft zu gründen. So kann der Abstieg über den vereisten Leiberweg als die Geburtsstunde der Ortsstelle Bludenz bezeichnet werden. Das Vorhaben, eine Bergrettung zu gründen, war keine leichte Aufgabe. Mit der Materie vertraute oder erfahrene Kameraden fehlten. Um eine einsatzfähige Mannschaft zu haben, mußten mehrere interessierte Männer gefunden werden. Galt es doch, auch mitten in der Nacht oder bei schlechtem Wetter Bergsteigern zu Hilfe zu kommen. Eine große Hilfe war der damalige Alpenverein-Sekretär Zerlauth, der mit Rat und Tat zur Seite stand. Auch der aus Tirol stammende Josef Pietzer war bereit, in unseren Reihen mitzuwirken und seine Erfahrungen einzubringen. Die Sicherheitsdirektion von Vorarlberg hat, mit Bescheid vom 14. August 1947, die Gründung des Landesverbandes des Österr. Bergrettungsdienstes Vlbg. genehmigt. Bereits am 10. Jänner 1948 fand in Feldkirch die konstituierende Hauptversammlung statt. Die Hilfsmannschaft in Bludenz bestand zwar immer noch mehr oder weniger inoffiziell.
1948 – Beitritt zum ÖBRD Land Vorarlberg
Mitglieder:
Josef Pletzer
Hugo Bürkle
Erwin Bachmann
Walter Vonbun
Walter Bickel
Oskar Giselbrecht
Manfred Vaplon
Wilfried Brunold
Richard Blaha
Toni Hiebeier
Heinrich Salomon
Eugen Büchele
In der am 13. April 1948 abgehaltenen Hauptversammlung wurde einstimmig beschlossen, als Bergrettung Ortsstelle Bludenz-Bürs dem Österreichischen Bergrettungsdienst Land Vorarlberg beizutreten. Die Leitung der Ortsstelle übernahm Josef Pletzer, der bereits erste Erfahrungen als Mitglied der Bergrettung St. Johann i. Tirol gesammelt hatte. Hugo Bürkle stellte sich weiterhin als Stellvertreter zur Verfügung. Durch die weitere Tätigkeit von Hugo Bürkle als Jungmannschaftsleiter der Alpenvereinsjugend konnte er auch bergbegeisterte junge Männer für die Ziele und Ideen der Bergrettung gewinnen. Die Kameraden aus erster Stunde – Säly und Nußbaumer – haben sich aus beruflichen Gründen zurückgezogen.
Übungsabende wurden abgehalten, zuerst privat bei Herrn Zerlauth, später stellten verschiedene Gasthäuser in Bludenz Räumlichkeiten für diese Abende zur Verfügung. So wurden wir hin und her geschoben, bis uns die Stadt Bludenz in der alten Dr. Kohler Villa (heute steht das Rathaus auf diesem Platz) einen Raum überließ.
Aus den Beständen der vor dem Krieg existierenden Rettungsstelle konnten zwar Ausrüstungsgegenstände übernommen werden, diese waren jedoch teilweise veraltet. Trotzdem wurden unter diesen widrigen Umständen bereits Übungen durchgeführt. Der Wille zu helfen und die Kameradschaft überwanden alle Schwierigkeiten. Die Ausbildung der Mannschaft oblag dem Obmann Josef Pletzer, da er bereits während der Kriegsjahre Erfahrung in der alpinen Rettungstechnik und später als Mitglied der ebenfalls 1947 gegründeten Bergrettung St. Johann i. Tirol erste Erfahrungen und Kenntnisse gesammelt hatte. Schulungen und Kurse der Landesleitung wurden besucht. Herr Primarius MR Dr. Erlacher unterrichtete uns in Erster Hilfe, Herr Walther Flaig und der damalige Gendarmerie-Alpinreferent (heute Oberst i.R.) Otto Moser in Lawinenkunde.
1950 – Erster Einsatz
Der Tourismus in diesen Tagen war natürlich noch sehr unbedeutend, sodass es kaum Unfälle gab.
Der erste Einsatz war im Jahr 1950 zu verzeichnen. Am 31. Jänner alarmierte Heinrich Dietl um 17.30 Uhr die Ortsstelle, dass sein Sohn und zwei Kameraden von einer Winterbesteigung der Roggalspitze noch nicht zurückgekehrt waren.
Sieben Männer der Ortsstelle fuhren noch am gleichen Abend, um 18.30 Uhr, mit dem Zug nach Klösterle und stiegen mit Schiern zur Ravensburger Hütte auf. Die drei Burschen hatten zum Teil schwere Erfrierungen und konnten am nächsten Tag über das Stierloch nach Lech abtransportiert werden. Von dort wurden sie mit dem Rot-Kreuz-Auto nach Bludenz ins Spital gebracht.
Der technische Fortschritt der Nachkriegszeit ging auch am Rettungswesen nicht vorbei. Es wurden bessere Rettungsgeräte entwickelt, damit für die Verletzten ein schnellerer und schonenderer Abtransport möglich wurde. Wie aus einem Ansuchen an die Stadt Bludenz aus dem Jahre 1950 zu ersehen ist, wurden in diesem Jahr mehrere neue Rettungsgeräte angeschafft, unter anderem ein Leichtmetallakja um S 850,– und eine Einradtrageum S 950,—. Selbstverständlich wurde der Umgang mit diesen neuen Geräten während vieler Übungen erprobt.
Aber nicht nur Übungen, sondern auch private Bergtouren in allen Schwierigkeitsgraden trugen dazu bei, die jederzeitige Einsatzfähigkeit der Mannschaft zu gewährleisten.
Ein Blick in die Tourenbücher dieser jungen Burschen zeigt Touren in den Westalpen, wie zum Beispiel das Matterhorn, aber auch Touren in den Bergen der näheren Umgebung. Besonders im Rätikon waren diese jungen Rettungsmänner aktiv und eröffneten schwierigste Touren. So wurden zum Beispiel an der Sulzfluh die direkte SW-Wand und die unmittelbare SW-Wand, an der Drusenfluh die Südwand im Winter und die Nordwand des großen Drusenturmes zum ersten Mal von diesen jungen Bergrettungsmännern durchstiegen.
1951 – 1954 Überblick
Im Jahre 1951 wurde der damalige Ortsstellenleiter Sepp Pletzer auch als Landesleiter-Stellvertreter des Österr. Bergrettungsdienstes gewählt. Diese Funktion hatte er einige Jahre inne.
Erstes Fahrzeug
Im Jahre 1953 erhielt die Ortsstelle auch ein erstes Fahrzeug, einen Allrad-Schwimmwagen, der in den kommenden Jahren wertvolle Hilfe leistete. Für die Anschaffung dieses Autos dürfte wohl eher der Allradantrieb ausschlaggebend gewesen sein und weniger die Schwimmfähigkeit.
Die Katastrophe von Blons
Im Katastrophenwinter des Jahres 1954 konnten die Männer der Ortsstelle Bludenz im Klostertal, Montafon und vor allem im Großen Walsertal wertvolle Hilfe leisten. Um sich ein Bild vom Dauereinsatz im Lawinengebiet zu machen – hier ein Ausschnitt aus dem Jahresbericht der Ortsstelle Bludenz an die Landesleitung vom 12.11.1954:
Montag, 11.1.1954Wecken um 23.30 Uhr durchBezirkshauptmann Dr. Längle nach Bartholomäberg/Lutt.Laut Bericht kehrte die Gendarmerie wegen Lawinengefahr um.
Schruns, am Dienstag, 12.4.1954um 4.00 Uhr sofort nach Straßenfreimachung Aufstieg nach Bartholomäberg-Lutt mit 3 Schrunser Bergrettungskollegen und einem Einheimischen. Bergung von Frau B. geb. 1922, lebend. Erste Hilfe und Abtransport nach St. Anton. Rückkehr der Männer nach Bludenz um ca. 22.00 Uhr. 22 1/2 Einsatzstunden je Mann. Eingesetzte Männer: Bader Helmut, Berktold Werner, Blacha Richard, Brunold Wilfried, Vonbun Walter, Bürkle Hugo
Dienstag, 12.1.195410.00 Uhr ab nach Dalaas, von dort abkommandiert nach Blons.Rückkehr nach Bludenz um 20.00 Uhr.10 Stunden Einsatz – Burtscher Kurt als Helfer 12.00 Uhr nach Blons, KurierdienstHubschrauber auf Grund des Auftrages von Landesleiter Keller über Bezirkshauptmannschaft Bludenz angefordert Rückkehr: Donnerstag, 1 Uhr nachts. 37 Einsatzstunden -Pietzer Sepp
Mittwoch, 13.1.19548.00 Uhr: zusätzliche Bergrettungsmänner werden nach Blons gerufenAufnahme der Verbindung mit der Einsatzleitung in Ludesch – Major Koppe. Bergungen in der Parzelle Esch (1 Person lebend, mehrere Tote), Übernahme von Verletztentransporten von Parzelle Esch zum Hubschrauberlandeplatz. Rückkehr nach Bludenz, am Donnerstag morgen 1 Uhr.17 Einsatzstunden je Mann – Bader Helmut, Berktold Werner, Blacha Richard, Brunold Wilfried, Burtscher Kurt, Bürkle Hugo.
Donnerstag, 14.1.195412.00 Uhr bis Freitag, 18 Uhr in Einsatzleitung Ludesch für neuen Gruppeneinsatz, 30 Einsatzstunden – Hugo Bürkle
Ab 18.00 Uhr von Ludesch im Auftrag des BezirkshauptmannesGruppenführung der neu eintreffenden Rettungsmannschaften zu übernehmen. 4 Mann Gruppe Blacha stößt nach Blons zur Wegerkundung für den Einsatz weiterer Rettungsmannschaften vor (extreme Lawinengefahr).1 Mann – Berktold Werner – fungiert als Dolmetscher am Landeplatz für amerikanische Helfer.Rückkehr am Freitag um 16.00 Uhr. 22 Einsatzstunden – Bader Helmut, Berktold Werner, Blacha Richard, Brunold Wilfried, Burtscher Kurt.
Freitag, 15.1.1954Aus Wien zurückgekommen um6.30 Uhr übernimmt Dworzak Rolanddie Führung einer Privathelfergruppeins Einsatzgebiet.9 1/2 Einsatzstunden – Dworzak Roland
(In dem Buch, das die ungeheure Lawinenkatastrophe beschreibt, ist in erschreckenden Zahlen festgehalten, was damals u.a. in Blons geschah: „ Vor den Lawinen vom 1. Januar 1954 gab es in Blons 76 Haushalte. Die 367 Einwohner leben in 90 Häusern. 115 Menschen – fast jeder dritte im Dorf – waren von der Falv-oder der Montcalv-Lawine verschüttet worden. 33 konnten sich selbst befreien, 31 wurden mehr oder minder schwer verletzt ausgegraben. 47 wurden tot ausgegraben – zumindest hielten die Retter sie für tot – und kamen auf den Leichenhaufen im Schuppenhinler der Krone. Acht erlagen später ihren Verletzungen. Zwei werden noch immer vermißt. 29 Häuser wurden völlig zerstört…”)
1956 – 1957 Überblick
Die Bergrettung ist auf den Hund gekommen
Im Jahre 1956 war es Josef Pletzer, der in unserer Region den ersten Lawinenhund ausbildete. Der heimischen Presse war dies eine Meldung wert:
Bei der Schauübung in Lech beeindruckte die Zuseher vor allem der Lawinenhund “Iwan” der unter der Führung von Sepp Pletzer in kürzester Zeit ein “Lawinenopfer” einenhalb Meter tief aus dem Schnee hervorzog.
Schwieriger Einsatz auf der Zimba
Auch Vorarlbergs wohl bekanntester Kletterberg, die Zimba, befindet sich im Einsatzgebiet der Ortsstelle Bludenz. Die Männer wurden daher auch des öfteren zu Einsätzen auf die Zimba gerufen.
An einen besonders schwierigen Einsatz erinnern sich die Beteiligten noch heute. Am 19. September 1957 gegen 13.30 Uhr meldete der Hüttenwirt der Sarotlahütte einen Touristen als abgängig. Nach zweitägiger, erfolgloser Suche wurde am 22. September eine große Suchaktion eingeleitet. Daran nahmen auch die Männer der Ortsstelle Bludenz teil. Der Vermisste wurde um 9.30 Uhr in der Zimba-Nordostwand tot aufgefunden. Die Bergung der Leiche erwies sich als sehr schwierig. Der Tote musste zuerst ca. sechs Meter hochgezogen werden, bevor er über die Wand abgeseilt werden konnte.
1964 – 1967 Überblick
Pistendienst
Der Wintertourismus hatte in den vergangenen Jahren immer mehr zugenommen. Verletzte Schifahrerauf Schipisten wurden immer häufiger. Sicherheitsbindungen waren noch kaum bekannt, sodaß die Zahl der Verletzten von Jahr zu Jahr zunahm. Im Winter 1964/65 übernahm daher die Ortsstelle Bludenz den Pistendienst bei den Seilbahnen Brand. Nach Ausbau des Schigebietes am Bürserberg im Jahre 1971 wurde auch hier der Pistendienst übernommen. So sind nun jeden Sonn- und Feiertag sechs Bergrettungsmänner im Einsatz, um verletzte Schifahrer ins Tal zu bringen.Selbstverständlich wird dieser Abtransport kostenlos durchgeführt.
Erste-Hilfe-Ausbildung u. Flugrettung
Eine Bereicherung für die Ortsstelle war im Jahre 1966 der Beitritt des Arztes Dr. Mischitz. Dieser übernahm sofort die regelmäßige Ausbildung der Rettungsleute in Erster Hilfe. Dr. Mischitz war in den folgenden Jahren auch Landesarzt des ÖBRD und gleichzeitig Flugrettungsarzt.
Besondere Verdienste um den Aufbau der Flugrettung erwarben sich dabei:
Dr. Gerald Mischitz
Engelbert Morscher
Peter Gobber
als langjähriger Flugrettungsreferent des Bergrettungsdienstes Land Vorarlberg.
Erste Hubschrauberbergung
Der Obmann der Ortsstelle wurde am 27. Jänner, abends, verständigt, daß eine hochschwangere Frau vom Muttersberg ins Spital muß. Die Männer versuchten noch in der Nacht, die Frau mit dem Akja ins Tal zu bringen. Dies war jedoch wegen der bitteren Kälte und der großen Menge Neuschnees nicht möglich. So wurde am nächsten Tag der Hubschrauber, der damals noch in Bludenz stationiert war, verständigt. In der Zwischenzeit wurde von der Mannschaft der Landeplatz ausgetreten. Auf diese Weise konnte der junge Erdenbürger noch rechtzeitig im Spital das Licht der Welt erblicken.
1974
Flugrettungswesen in Vorarlberg
Das eigentliche Flugrettungswesen in Vorarlberg wurde offiziell aber erst 1974 anlässlich eines Einsatzfluges zur Lindauer Hütte mit dem Hubschrauber des Bundesministeriums für Inneres aus der Taufe gehoben.
Es galt, einen Urlauber, der einen Herzinfarkt erlitten hatte, so schnell wie möglich ins nächste Krankenhaus zu transportieren. Damals erfolgte erstmals eine Zwischenlandung in Bludenz, um den Arzt Dr. Mischitz aufzunehmen. Anschließend an den für den Patienten lebensrettenden Rückflug wurden dem Leiter der Flugeinsatzstelle Hohenems, Gruppeninspektor Landl und Dr. Mischitz klar, dass zu einer funktionierenden Flugrettung neben der eingesetzten modernen Technik auch unbedingt die notwendige ärztliche Versorgung und Betreuung notwendig ist. In zahlreichen Besprechungen auf höchster Ebene mit dem Bundesministerium für Inneres und des Bergrettungsdienstes war es dann Mitte des Jahres 1974 soweit. Über die Presse waren am 2. August 1974 folgende Schlagzeilen zu lesen:
„Hubschrauber des Innenministeriums: Mit Rettungskoffer ausgestattet, Rettungsabteilung bemüht sich darum, Einsatzflüge mit Ärzten zu fliegen.”
Am 18. August 74: „Therapie am Unfallort – Schnelle Hilfe für Verletzte”
und am 21. August 74: „Alpineinsätze: Perfekte Organisation. Bei jedem Rettungsflug ist nun ein Arzt an Bord des Hubschraubers.” Ebenfalls noch im Jahre 1974 erfolgte auf Einladung der schweizerischen Flugrettungswacht REGA die Teilnahme am internationalen Helikopter-Bergungssymposium.
Das nötige Know-how holte sich damals Dr. Mischitz bei der Flugrettung Innsbruck (Doz. Dr. Flora) und vom Bundesheer-Oberstleutnant Dr. Jenny. Die Alpinflugretter der Gendarmerie absolvierten damals ihre Ausbildung mit der im Land zur Verfügung stehenden Maschine des Innenministeriums in Hohenems. Die Flugretter der Bergrettung erhielten die Ausbildung beim Bundesheer.
Die Durchführung der ersten Taubergung erfolgte bereits 1975 durch Alpingendarm und Bergrettungsmitglied Engelbert Morscher. Die erste Kaperbergung am Bergetau führte Gobber Peter als Flugretter der Bergrettung durch. Sowohl Engelbert Morscher als auch der spätere Bergrettungsflugreferent Gobber Peter erwarben sich in den folgenden Jahren große Verdienste in der Weiterentwicklung des gemeinsamen Ausbildungswesens und dem Einsatz neuer Rettungstechniken und Gerätschaften.
Einsatz von Funkgeräten
Auch die Ausrüstung der Bergrettung Bludenz/Bürs wurde laufend verbessert und ergänzt. Eine ganz wesentliche Erleichterung für die Mannschaft brachte der Einsatz von Funkgeräten.
Im Jahre 1974 wandte sich die Ortsstelle mit einer Sammelaktion an die Bevölkerung von Bludenz und Umgebung. Durch das große Verständnis, die tatkräftige Unterstützung der Bevölkerung auch der umliegenden Gemeinden konnten zwei Funkgeräte angeschafft werden. Ein weiteres Funkgerät stellte die Landesleitung des Österr. Bergrettungsdienstes zur Verfügung.
Durch den Einsatz des Hubschraubers hat sich die Tätigkeit der Bergrettung etwas gewandelt. Großeinsätze, Suchaktionen und vor allem Einsätze bei schlechtem Wetter gehören nun zum Hauptaufgabengebiet.
Gerade bei diesen Einsätzen sind Funkgeräte unerlässlich, um die Einsatzgruppen, die oft sehr weit voneinander operieren, zu erreichen und zu koordinieren. Wenn man bedenkt, dass ein Funkgerät damals bereits den stolzen Betrag von S 25.000,— kostete, kann man ermessen, welch großes Verständnis die öffentliche Hand und die Bevölkerung aufgebracht hat. Da die Bergungsmethoden und Rettungsgeräte dauernd verbessert wurden, entstanden dem Österr. Bergrettungsdienst und seinen Mitgliedern ein immer größerer finanzieller Aufwand.
Die Kosten für modernes Bergungsgerät erreichten schon in den 70er-Jahren schwindelerregende Höhen.
1979 – 1983 Überblick
Mitralux Scheinwerfer
Im Jahre 1979 erfolgte die Anschaffung und Stationierung des Mitralux-Scheinwerfers in Bludenz, welcher bei Nachteinsätzen wertvolle Dienste leistet. Dieser Scheinwerfer kann bei Bedarf von jeder Ortsstelle bei entsprechenden Einsätzen und Übungen angefordert werden. Durch die Landesleitung erfolgte in Bludenz die Einrichtung eines Gebietsstellen-Gerätedepots für Großeinsätze.
35 Jahre Bergrettung Bludenz
Anläßlich des 35-jährigen Bestehens der Bergrettung Bludenz fand am 17.10.1981 eine großangelegte Demonstrationsübung statt, bei der sich die sehr interessierte Öffentlichkeit über die Leistungsfähigkeit ihrer Bergrettungsleute überzeugen konnte.
Anschaffung weiterer Funkgeräte
Um bei unseren Einsätzen flexibler zu sein, erfolgte 1983 die Anschaffung von weiteren Funkgeräten, die nun bereits viel kleiner, handlicher und leistungsstärker waren.
Die Abwicklung der zahlreichen Suchaktionen und Bergungseinsätze ist ohne die jederzeitige Verständigung mittels Funk nicht mehr vorstellbar. Besonders beim Pistendienst im Schigebiet, bei den immer schwerer werdenden Verletzungen (offene Brüche, Schädel- und Wirbelverletzungen) erfolgt von Ort und Stelle aus mittels Funk die Anforderung des Hubschraubers oder des Krankenwagens.
Trotz moderner Technik immer höhere Anforderungen
Trotz moderner Technik, wie Hubschrauber, Allradfahrzeug, moderne Seilwinden, Rettungsgeräte usw., kommt es gerade in schwierigen Situationen, bei Nacht, Sturm, Nebel, Schnee, Schlechtwetter auf den einzelnen Helfer an. Dann entscheiden Ausbildung, Ortskenntnis, ja Mut und Härte über den Erfolg oder Mißerfolg einer Rettungssituation. Um diesen Situationen gerecht zu werden, verlangt das Schulungsprogramm vom einzelnen Bergretter in Erster Hilfe u. Anwendung von Rettungstechniken laufend höhere Anforderungen.
1986 – Jubiläum
40 Jahre Bergrettung Bludenz/Bürs
Am 25. und 26. Juli 1986 feierten wir im Rahmen einer beeindruckenden Übung am Bürser Steinbruch unser 40jähriges Jubiläum. Die zahlreichen Pressemeldungen und ca. 1000 Zuschauer zeigten an diesem Samstagnachmittag das große Interesse der Öffentlichkeit.
Die zunehmende Technisierung und Erschließung des Erholungsraumes “Alpen” bedeutet auch für die Bergrettung eine sich ständig wandelnde Herausforderung.Was tun, wenn z.B. eine Seilbahnkabine “steckenbleibt” und die Fahrgäste abgeseilt werden müssen? Auch diese möglichen Einsätze sind immer wieder in Übungen vorwegzunehmen, damit im Ernstfall jeder Handgriff sitzt und jeder Beteiligte weiß, was zu tun ist. Doch auch durch Unfälle im alpinen Gelände – verursacht durch Drachen- und Gleitschirmflieger – wurden auch wir vor immer neue Aufgaben gestellt. So galt es zum Beispiel, einen Paragleiter, der nicht mehr rechtzeitig notlanden konnte, verletzt aus den Baumkronen des dichten Fichtenwaldes auf der oberen Furkla zu bergen. Ein Drachenflieger stürzte nach einem Fehlstart in felsigen Gelände ab und blieb in einem Lawinenrechen hängen. |
1992 – Heimzimmer
Neue Räumlichkeiten
Im Zuge des Um- und Neubaus des Rettungsheimes Bludenz erhielt auch die Bergrettung neue und größere Räumlichkeiten. Am 21. November 1992 war es dann soweit. Im Rahmen eines Festaktes fand die feierliche Übergabe des neuen Rettungsheimes statt. In einem schönen Schulungs- und Kameradschaftsraum finden regelmäßig Zusammenkünfte der Mannschaft statt. Die Leitung der Einsätze erfolgt über einen separaten, modernst eingerichteten Funk- und Einsatzraum. Die Gerätschaften sind jetzt in einem eigenen Lagerraum untergebracht.
1995
Hohe Anforderungen an die Rettungshund Hilfsorganisationen stellte die Eisenbahnkatastrophe am 11.8.1995 in Braz. Dieses Großereignis hat von den beteiligten Rettern einiges an physischer und psychischer Leistung abverlangt.
Als der Zug in den Abgrund raste…
Augenzeugenbericht eines Bergrettungsmannes zum Zugunglück in Braz: Freitagabend – endlich – die Woche ist um, ich freue mich auf ein ruhiges Wochenende. Draußen geht ein Schlagwetter nieder. Im Trockenen fühle ich mich wohl und genieße das Abendessen, als um ca. 19.00 Uhr das Telefon schrillt: „ Schweres Zugunglück im Klostertal -sofort einrücken – dies ist keine Übung!!” Habe ich richtig gehört? Was für ein Unglück? Es bleibt mir keine Zeit zum Nachdenken. Rasch Bergschuhe, Einsatzrucksack, Regenbekleidung – und ab ins Rettungsheim. In der Leitstelle erfahre ich – ein Murenabgang hat den Schnellzug mit ca. 200 bis 250 Fahrgästen aus Richtung Wien mitgerissen.
Um ca. 19.20 Uhr treffen wir am Einsatzort ein. Die Straße ist verschlammt, das Einsatzfahrzeug bleibt buchstäblich im Dreck stecken. Beim Aussteigen schlägt uns ein schmutziger Bach knietief entgegen. Nach wenigen Schritten sind wir durchnässt. Geröll, Baumstämme und riesige Steinquader wälzen krachend im Bachbett.
Ein Feuerwehrmann weist uns Richtung Bahnwärterhaus.
Ein Bild des Schreckens und Grauens. umgestürzte Waggons liegen wie Spielzeug im Bachbett. Wir kämpfen uns über Bäume und Gestein zu den Waggons durch. Plötzlich taucht im Halbdunkel der Rumpf der Lokomotive auf. Jemand ruft uns zu, dass wir hier leider nichts mehr tun können. Also wühlen wir uns über den glitschigen Bahndamm zu den Geleisen empor.
Die Verletzten können in der Dämmerung teilweise kaum von Geröll und von Wurzelwerk im Schlamm unterschieden werden. Doch wo zuerst helfen? Überall dringen Hilferufe und Schmerzensschreie zu uns. Wir beginnen mit der Bergung der Verletzten aus den Waggons. Gottseidank treffen immer mehr Helfer am Unglücksort ein. Nach der Erstversorgung durch den Notarzt werden die Verletzten zu einem Sammelplatz gebracht, von wo sie mit Hubschraubern geborgen werden.
Waren es 15 oder 20 Personen, die wir auf diese Art geborgen haben? Ich weiß es nicht.
Bis spät in die Nacht arbeiten die Helfer aller Rettungsorganisationen Hand in Hand. Es ist eine große Demonstration der gemeinsamen Hilfsbereitschaft. Der Einsatz wird um ca. 22.30 Uhr abgebrochen – im Inneren die Frage „ wurden alle Opfer gefunden und geborgen ? ” In der Einsatzleitung werden jedoch noch weitere Gespräche geführt.
Selbst nach der warmen Dusche verfolgen mich im Schlaf trotz der lähmenden Müdigkeit die schockierenden Bilder, die
Schreie der Verletzten, die von den Strapazen gezeichneten Gesichter der Kameraden…
Aufschaltung der Bergrettung auf die RFL
Als Meilenstein kann die Aufschaltung der Bergrettung mit 1.12.1995 in das System der neuen zentralen RFL (Rettungs-Feuerwehr-Leitstelle) bezeichnet werden. Die Alarmierung der Bergrettung erfolgt nunmehr zentral mittels Piepser über diese landesweite Alarmierungszentrale im Katastrophenzentrum Feldkirch.