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Entwicklung der Bergrettung Bludenz

Die Veränderung seit der Gründung einer Hilfsmannschaft bis zur professionellen Rettungsorganisation.

Einen herzlichen Dank an dieser Stelle Tobias Linzmeier, der durch seine Vorwissenschaftliche Arbeit einen Einblick in die Geschichte unserer Ortsstelle gibt.



Mitglieder:
Josef Pletzer
Hugo Bürkle
Erwin Bachmann
Walter Vonbun
Walter Bickel
Oskar Giselbrecht
Manfred Vaplon
Wilfried Brunold
Richard Blaha
Toni Hiebeier
Heinrich Salomon
Eugen Büchele

In der am 13. April 1948 abgehaltenen Hauptversammlung wurde einstimmig beschlossen, als Bergrettung Ortsstelle Bludenz-Bürs dem Österreichischen Bergrettungsdienst Land Vorarlberg bei­zutreten. Die Leitung der Ortsstelle über­nahm Josef Pletzer, der bereits erste Erfahrungen als Mitglied der Bergrettung St. Johann i. Tirol gesammelt hatte. Hugo Bürkle stellte sich weiterhin als Stellvertreter zur Verfügung. Durch die weitere Tätigkeit von Hugo Bürkle als Jungmannschaftsleiter der Alpenvereinsjugend konnte er auch bergbegeisterte junge Männer für die Ziele und Ideen der Bergrettung gewinnen. Die Kameraden aus erster Stunde – Säly und Nußbaumer – haben sich aus beruflichen Gründen zurückgezogen.

Übungsabende wurden abgehalten, zuerst privat bei Herrn Zerlauth, später stellten verschiedene Gasthäuser in Bludenz Räumlichkeiten für diese Abende zur Verfügung. So wurden wir hin und her geschoben, bis uns die Stadt Bludenz in der alten Dr. Kohler Villa (heute steht das Rathaus auf diesem Platz) einen Raum überließ.

Aus den Beständen der vor dem Krieg existierenden Rettungsstelle konnten zwar Ausrüstungsgegenstände übernommen werden, diese waren jedoch teilweise veraltet. Trotzdem wurden unter diesen widrigen Umständen bereits Übun­gen durchgeführt. Der Wille zu helfen und die Kameradschaft überwanden alle Schwierigkeiten. Die Ausbildung der Mannschaft oblag dem Obmann Josef Pletzer, da er bereits während der Kriegsjahre Erfahrung in der alpinen Rettungstechnik und später als Mitglied der ebenfalls 1947 gegründeten Bergrettung St. Johann i. Tirol erste Erfahrungen und Kenntnisse gesammelt hatte. Schulungen und Kurse der Landesleitung wurden besucht. Herr Primarius MR Dr. Erlacher unterrichtete uns in Erster Hilfe, Herr Walther Flaig und der damalige Gendarmerie-Alpinreferent (heute Oberst i.R.) Otto Moser in Lawinenkunde.



Im Jahre 1951 wurde der damalige Ortsstellenleiter Sepp Pletzer auch als Landesleiter-Stellvertreter des Österr. Bergrettungsdienstes gewählt. Diese Funktion hatte er einige Jahre inne.

Erstes Fahrzeug

Im Jahre 1953 erhielt die Ortsstelle auch ein erstes Fahrzeug, einen Allrad-Schwimmwagen, der in den kommenden Jahren wertvolle Hilfe leistete. Für die Anschaffung dieses Autos dürfte wohl eher der Allradantrieb ausschlaggebend gewesen sein und weniger die Schwimmfähigkeit. 

Die Katastrophe von Blons

Im Katastrophenwinter des Jahres 1954 konnten die Männer der Ortsstelle Bludenz im Klostertal, Montafon und vor allem im Großen Walsertal wertvolle Hilfe leisten. Um sich ein Bild vom Dauereinsatz im Lawinengebiet zu machen – hier ein Ausschnitt aus dem Jahresbericht der Ortsstelle Bludenz an die Landesleitung vom 12.11.1954:

Montag, 11.1.1954Wecken um 23.30 Uhr durchBezirkshauptmann Dr. Längle nach Bartholomäberg/Lutt.Laut Bericht kehrte die Gendarmerie wegen Lawinengefahr um.

Schruns, am Dienstag, 12.4.1954um 4.00 Uhr sofort nach Straßenfreimachung Aufstieg nach Bartholomäberg-Lutt mit 3 Schrunser Bergrettungskollegen und einem Einheimischen. Bergung von Frau B. geb. 1922, lebend. Erste Hilfe und Abtransport nach St. Anton. Rückkehr der Männer nach Bludenz um ca. 22.00 Uhr. 22 1/2 Einsatzstunden je Mann. Eingesetzte Männer: Bader Helmut, Berktold Werner, Blacha Richard, Brunold Wilfried, Vonbun Walter, Bürkle Hugo

Dienstag, 12.1.195410.00 Uhr ab nach Dalaas, von dort abkommandiert nach Blons.Rückkehr nach Bludenz um 20.00 Uhr.10 Stunden Einsatz – Burtscher Kurt als Helfer 12.00 Uhr nach Blons, KurierdienstHubschrauber auf Grund des Auftrages von Landesleiter Keller über Bezirkshauptmannschaft Bludenz angefordert Rückkehr: Donnerstag, 1 Uhr nachts. 37 Einsatzstunden -Pietzer Sepp

Mittwoch, 13.1.19548.00 Uhr: zusätzliche Bergrettungs­männer werden nach Blons gerufenAufnahme der Verbindung mit der Einsatzleitung in Ludesch – Major Koppe. Bergungen in der Parzelle Esch (1 Person lebend, mehrere Tote), Übernahme von Verletztentransporten von Parzelle Esch zum Hubschrauberlandeplatz. Rückkehr nach Bludenz, am Donnerstag morgen 1 Uhr.17 Einsatzstunden je Mann – Bader Helmut, Berktold Werner, Blacha Richard, Brunold Wilfried, Burtscher Kurt, Bürkle Hugo.

Donnerstag, 14.1.195412.00 Uhr bis Freitag, 18 Uhr in Einsatzleitung Ludesch für neuen Gruppeneinsatz, 30 Einsatzstunden – Hugo Bürkle
Ab 18.00 Uhr von Ludesch im Auftrag des BezirkshauptmannesGruppenführung der neu eintreffenden Rettungsmannschaften zu übernehmen. 4 Mann Gruppe Blacha stößt nach Blons zur Wegerkundung für den Einsatz weiterer Rettungsmann­schaften vor (extreme Lawinengefahr).1 Mann – Berktold Werner – fungiert als Dolmetscher am Landeplatz für amerikanische Helfer.Rückkehr am Freitag um 16.00 Uhr. 22 Einsatzstunden – Bader Helmut, Berktold Werner, Blacha Richard, Brunold Wilfried, Burtscher Kurt.

Freitag, 15.1.1954Aus Wien zurückgekommen um6.30 Uhr übernimmt Dworzak Rolanddie Führung einer Privathelfergruppeins Einsatzgebiet.9 1/2 Einsatzstunden – Dworzak Roland
(In dem Buch, das die ungeheure Lawinenkatastrophe beschreibt, ist in erschreckenden Zahlen festgehalten, was damals u.a. in Blons geschah: „ Vor den Lawinen vom 1. Januar 1954 gab es in Blons 76 Haushalte. Die 367 Einwohner leben in 90 Häusern. 115 Menschen – fast jeder dritte im Dorf – waren von der Falv-oder der Montcalv-Lawine verschüttet worden. 33 konnten sich selbst befreien, 31 wurden mehr oder minder schwer verletzt ausgegraben. 47 wurden tot ausgegraben – zumindest hielten die Retter sie für tot – und kamen auf den Leichenhaufen im Schuppenhinler der Krone. Acht erlagen später ihren Verletzungen. Zwei werden noch immer vermißt. 29 Häuser wurden völlig zerstört…”)



Pistendienst

Der Wintertourismus hatte in den vergangenen Jahren immer mehr zuge­nommen. Verletzte Schifahrerauf Schipisten wurden immer häufiger. Sicher­heitsbindungen waren noch kaum bekannt, sodaß die Zahl der Verletzten von Jahr zu Jahr zunahm. Im Winter 1964/65 übernahm daher die Orts­stelle Bludenz den Pistendienst bei den Seilbahnen Brand. Nach Ausbau des Schigebietes am Bürserberg im Jahre 1971 wurde auch hier der Pisten­dienst übernommen. So sind nun jeden Sonn- und Feiertag sechs Bergret­tungsmänner im Einsatz, um verletzte Schifahrer ins Tal zu bringen.Selbst­verständlich wird dieser Abtransport kostenlos durchgeführt.

Erste-Hilfe-Ausbildung u. Flugrettung

Eine Bereicherung für die Ortsstelle war im Jahre 1966 der Beitritt des Arztes Dr. Mischitz. Dieser übernahm sofort die regelmäßige Ausbildung der Ret­tungsleute in Erster Hilfe. Dr. Mischitz war in den folgenden Jahren auch Lan­desarzt des ÖBRD und gleichzeitig Flugrettungsarzt.

Besondere Verdienste um den Aufbau der Flugrettung erwarben sich dabei:

Dr. Gerald Mischitz
Engelbert Morscher

Peter Gobber

als langjähriger Flugrettungsreferent des Bergrettungsdienstes Land Vorarlberg.

Erste Hubschrauberbergung

Der Obmann der Ortsstelle wurde am 27. Jänner, abends, verständigt, daß eine hochschwangere Frau vom Muttersberg ins Spital muß. Die Männer ver­suchten noch in der Nacht, die Frau mit dem Akja ins Tal zu bringen. Dies war jedoch wegen der bitteren Kälte und der großen Menge Neuschnees nicht möglich. So wurde am nächsten Tag der Hubschrauber, der damals noch in Bludenz stationiert war, verständigt. In der Zwischenzeit wurde von der Mannschaft der Landeplatz ausgetreten. Auf diese Weise konnte der junge Erdenbürger noch rechtzeitig im Spital das Licht der Welt erblicken.



Mitralux Scheinwerfer

Im Jahre 1979 erfolgte die Anschaffung und Stationierung des Mitralux-Scheinwerfers in Bludenz, welcher bei Nachteinsätzen wertvolle Dienste leistet. Dieser Scheinwerfer kann bei Bedarf von jeder Ortsstelle bei entsprechenden Einsätzen und Übungen angefordert wer­den. Durch die Landesleitung erfolgte in Bludenz die Einrichtung eines Gebietsstellen-Gerätedepots für Großeinsätze.

35 Jahre Bergrettung Bludenz

Anläßlich des 35-jährigen Bestehens der Bergrettung Bludenz fand am 17.10.1981 eine großangelegte Demonstrationsübung statt, bei der sich die sehr interessierte Öffentlichkeit über die Leistungsfähigkeit ihrer Bergrettungsleute überzeugen konnte.

Anschaffung weiterer Funkgeräte

Um bei unseren Einsätzen flexibler zu sein, erfolgte 1983 die Anschaffung von weiteren Funkgeräten, die nun bereits viel kleiner, handlicher und leistungsstärker waren.

Die Abwicklung der zahlreichen Suchaktionen und Bergungseinsätze ist ohne die jederzeitige Verständigung mit­tels Funk nicht mehr vorstellbar. Besonders beim Pistendienst im Schigebiet, bei den immer schwerer werdenden Verletzungen (offene Brüche, Schädel- und Wirbelverletzungen) erfolgt von Ort und Stelle aus mittels Funk die Anforderung des Hubschraubers oder des Krankenwagens.

Trotz moderner Technik immer höhere Anforderungen

Trotz moderner Technik, wie Hubschrauber, Allradfahrzeug, moderne Seilwinden, Rettungsgeräte usw., kommt es gerade in schwierigen Situationen, bei Nacht, Sturm, Nebel, Schnee, Schlechtwetter auf den einzelnen Helfer an. Dann entscheiden Ausbildung, Ortskenntnis, ja Mut und Härte über den Erfolg oder Mißerfolg einer Rettungssituation. Um diesen Situationen gerecht zu werden, verlangt das Schulungsprogramm vom einzelnen Bergretter in Erster Hilfe u. Anwendung von Rettungstechniken laufend höhere Anforderungen.



Neue Räumlichkeiten

Im Zuge des Um- und Neubaus des Rettungsheimes Bludenz erhielt auch die Bergrettung neue und größere Räumlichkeiten. Am 21. November 1992 war es dann soweit. Im Rahmen eines Festaktes fand die feierliche Übergabe des neuen Rettungsheimes statt. In einem schönen Schulungs- und Kameradschaftsraum finden regelmäßig Zusammenkünfte der Mannschaft statt. Die Leitung der Einsätze erfolgt über einen separaten, modernst eingerichteten Funk- und Einsatzraum. Die Gerätschaften sind jetzt in einem eigenen Lagerraum untergebracht.